Zurück zur Landwirtschaft

Ich komme vom Bauernhof, bin mit Tieren aufgewachsen und eigenem Gemüse im Garten. Und mein persönliches Credo ist, dass gerade ein Dritte-Welt-Land unbedingt eine funktionierende Landwirtschaft braucht. Und als ich meine Tätigkeit hier aufgenommen hatte, dachte ich mir, nichts leichter als das, ländliche Gegend, eigentlich fruchtbare Erde, warum machen das nicht alle? Warum gibt es Hunger sogar bei Hütten, die drumherum was anbauen können.

Das Erste, was ich natürlich lernen musste, war – Wasser. Es fehlt 4 Monate im Jahr einfach jeder Tropfen Regen und einfach mit Sprinkler oder Wasserschlauch bewässern – Fehlanzeige. Die meisten hier sind froh, wenn sie zwischen Dezember und April ausreichend Trinkwasser haben. Wasser zu den Hütten zu bringen, Pipelines zu legen oder Wassertanks aufzubauen, ist daher seit Jahren ein zentrales Thema unserer Arbeit.

Das Zweite aber, und das hatte ich gar nicht am Schirm – man hat hier einfach verlernt, wie es geht. Viele Familien versuchen verzweifelt und eher unbedarft ein paar Maisstengel in den Boden zu stecken – ausgerechnet Mais, eine Diva unter den Nutzpflanzen – aber wenn überhaupt, dann nur für die eigene Familie und um Notzeiten abzupuffern.

Daher war ich hocherfreut, als ich erfuhr – Agriculture kann ein Lehrfach sein in der Highschool. Ich sage bewusst „kann“. Nach der 2. Klasse Secondary können die Kinder nämlich theoretisch wählen zwischen einer Schiene mit Landwirtschaft und einer mit Business. Aber ich erfuhr, viele Schulen im Land „tun sich Landwirtschaft nicht an“. Und bei den jungen Leuten ist es meistens auch nicht so das Traumding, lieber füllt man Tabellen aus und lernt, wie man einen Brief formuliert (was natürlich wichtig ist).

Warum bieten Schulen es oft gar nicht erst an? Weil es Anforderungen an den Schulbetreiber stellt und sich das viele einfach nicht antun wollen. Man muss mindestens zwei Nutztierarten zur Verfügung stellen mit entsprechendem Gehege oder Käfig. Außerdem pro Schüler so-und-so-viel Quadratmeter Land zum Anbau von Nutzpflanzen. Außerdem Saatgut, Dünger, Geräte, Wasser. Dann doch lieber nur etwas, wo man in der Klasse sitzen bleiben kann.

Ich redete mir also den Mund fusselig. Vor allem auch, weil junge Menschen mit einem Highschoolabschluss in Agriculture Gutschriften bekommen für den Zugang zu vielen Studienfächern. Vor zwei Jahren dann unsere erste Klasse, Abschlussarbeit war der Anbau von Hirse mit allem, was dazu gehört inklusive Hirserezepten. Die Klasse, die derzeit vor dem Abschluss steht, für die haben wir 6 Babyziegen angeschafft, die auch während der langen Covid-Schließzeit betreut werden mussten.

Außerdem haben wir während Covid und mit einer tollen Unterstützung aus Österreich durch die Gärtnerei Starkl einen jungen Mann angestellt, der selbst Agrarwissenschaften studiert hat und allen mal so richtig gezeigt hat, wo der Hammer hängt. Es wurde experimentiert, gepflanzt, geerntet, Saatgut selbst gezogen, viele Dinge ausprobiert und dann unseren Eltern gezeigt. Wer möchte so etwas auch. Hausbesuch, ist es möglich, was bist du bereit zu tun und dann Hilfe. Inzwischen sind hier alle komplett verrückt nach Gemüseanbau. Nicht nur immer Mais und Tomaten. Mangold, Spinat, Kohl, Chilli und was noch alles. Selbst unsere Lehrer bauen zuhause Gemüse an. Und hatten während  Covid zu essen.

Und auch unsere Kinder sind infiziert. Ich denke, die nächsten Agricultureklassen werden sich füllen und manche werden es studieren. Manchmal hört man jetzt als Berufswunsch schon nicht mehr Pilot oder Neurochirurg sondern Farmer. Kinder erbetteln von den Eltern eine Kuh oder zwei Hühner und beginnen, diese zu vermehren. Eltern starten die Produktion von Eiern oder wie heute bei einem Vater gesehen, Schweineproduktion. Klein noch, aber sie erzählen mir stolz, dass sie davon inzwischen ein Kind zur Secondary schicken konnten oder das Dach reparieren.

Um beim Thema zu bleiben – die Saat geht auf.

 

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