Schule neu

Seit 4 Jahren strebt Kenia ein komplett neues Schulsystem an. War es bis dahin das britische System mit 3 Jahren verpflichtendem Kindergarten, dann 8 Jahre Primary mit einer alles entscheidenden Abschlussprüfung, nur wenn man die bestanden hat plus sich die teilweise exorbitanten Gebühren leisten konnte, ging es weiter zu 4 Jahren Secondary und dann in fast jedem Studienfach 4 Jahre Uni, hat man im neuen System alles über den Haufen geworfen und dies betrifft nicht nur Klassenstruktur und Lernzeit, sondern vor allem Lerninhalte. Und ich hab schon oft gesagt, ich finde das richtig gelungen, auch wenn der Übergang sicher holprig sein mag, noch dazu mit Coronaverzögerungen. Aber es ist ein Kraftakt.

Was wird kommen oder ist schon da, denn alle Kinder bis Klasse 4 laufen schon im neuen System, alle darüber noch nach dem alten. In 3 Jahren dann treffen sich beide Systeme und es gibt nur noch „Schule Neu“.

Es beginnt mit 2 verpflichtenden Klassen Nursery/Vorschule, genannt PP1 und PP2 (Pre-Primary). Auch neu, ein Kind muss 4 Jahre alt sein, man kann es also nicht einfach zur Aufbewahrung abgeben. Und auch ganz wichtig, wir dürfen kein Kind mehr annehmen, das keine Geburtsurkunde hat. Das ist eine Herausforderung für die Eltern, zwingt sie aber auch, das alles ernst zu nehmen.

Dann geht es weiter mit 6 Klassen – genannt „grade 1-6″ – Primary, nämlich 1-3 Lower Primary, 4-6 Upper Primary. Und – keine alles entscheidende Endprüfung, die praktisch bedeutet hat, wenn ich da einmal versage, ist mein weiterer Weg verbaut. Jedes Kind hat nach Primary 6 das Recht auf Highschool.

Dann kommen eben weitere 6 Jahre Highschool, wieder getrennt in Lower Senior High und Upper Senior High. Und am Ende hat man Abitur/Matura. Wobei man auf dem Weg dahin auch entscheiden kann – ich lerne einen handwerklichen Beruf und wechsele in eine Berufsschule.

Sehr viele Schulen wird allein das vor große Herausforderungen stellen. Denn es gibt unzählige Schulen in Kenia, die entweder oder sind, Primary oder Secondary.

Zur Info – wir bieten auch jetzt schon beides an und unsere Kinder laufen fast alle durch.

Was aber neben dieser reinen Strukturänderung vor allem geändert wurde sind die Inhalte. Weg vom verkopften rein akademischen Lernen und Bücher studieren hin zu der Entwicklung von Fähigkeiten und Interessen. Lehrer sind schon seit 4 Jahren angehalten, genau das heraus zu filtern, Schulen sind angehalten Möglichkeiten zu bieten. Und das Schöne, alles, was bisher eine freiwillige Spielerei war und weswegen wir belächelt wurden, wird jetzt verpflichtend und benotet. Sport bekommt plötzlich einen Stellenwert, Musik, Kunst. Man weist Schulen an – nicht nur Fußball und traditioneller Tanz oder Pfadfinder – bietet neue Dinge, öffnet Türen.

Vor Jahren wurde ich noch belächelt, dass wir Schwimmunterricht anbieten und Deutsch – jetzt wollen viele Schule plötzlich Schwimmen als Angebot. Musikinstrumente spielen erschien bisher als netter Zeitvertreib, jetzt sind Schulen begehrt, die genau das tun. Ab der Secondary MUSS ein Kind zumindest in einem dieser Aktivitäten dabei sein.

Und auch das stürzt jetzt viele Schulen in hohe Kosten – auch die öffentlichen. Und es sind ganz andere Lehrer gefragt. Wir haben beim Casting immer schon auch berücksichtigt – macht der Sport, hat der schon mal eine Theatergruppe geleitet, spielt er ein Instrument – aber bisher war das sonst nicht wirklich wichtig.

Und eine weitere Vorgabe der Regierung ist die Digitalisierung. Der Ruf nach – jedes Kind in der Highschool ein Tablet. Nun, bei uns sind wir wenigstens soweit, dass jedes Kind in der jetzigen Secondary ein Tablet hat und auch damit umgehen kann. Ebenso alle Lehrer (nicht selbstverständlich). Und bis es soweit ist, werden wir das auch für die Klassen 7 und 8, also die späteren Klassen 1 und 2 der Highschool haben.

Was auch gefördert werden soll – Handwerk. Nicht alle sollen an die Uni oder ins College. Schaut euch die Fähigkeiten und Fertigkeiten an, lasst uns die Berufsschulen aufwerten. Und ich freue mich, dass wir mit einer sehr guten zusammenarbeiten seit vielen Jahren, und dadurch, dass wir dort immer wieder für den einen oder anderen jungen Menschen das Schulgeld zahlen, auch hier zur Entwicklung beitragen

 

Ich möchte übrigens in den nächsten Tagen noch anschaffen – ein Keyboard, einen Tischtennistisch und eine Töpferscheibe. Wir haben jetzt schon Kinder, die dafür zu begeistern sind. Vielleicht mag mich ja wer finanziell unterstützen, der das selbst als Hobby betreibt?

 

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