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Hunger in Rabai

Heute haben unsere Mitarbeiter/innen im Subcounty Rabai an 100 sehr bedürftige Familien Essenspakete verteilt, weil wir befürchtet haben, dass dort über Weihnachten viele nahe an der Grenze des Verhungerns sein würden. Wir haben ja in den letzten Wochen an alle Familien in unserem Projekt und alle Mitarbeiter schon große Weihnachtspakete verteilt. Rabai gehört eigentlich gar nicht zu uns, diese Familien haben keine Kinder in unseren Schulen, warum also dort auch?

Um es zu erklären, muss ich ein wenig ausholen, manche kennen ja die Geschichte und man könnte sagen, Rabai und die Menschen dort liegen mir persönlich am Herzen, auch ganz ohne dass ich dort eine Schule baue.

Ich habe die Region und die Menschen 2021 kennen gelernt, damals ging es darum, eine kleine Vorschule zu betreiben, es war unserem damaligen CEO in Kenia ein Anliegen, heute weiß ich auch warum. Also habe ich mich zwei Jahre lang bemüht, Strukturen zu schaffen, Kindern zu helfen, und ja, statt Tezo hätte es vielleicht auch irgendwann mal dort eine zweite Schule sein können. Leider hab ich nach knapp zwei Jahren gemerkt, dass viel Geld merkwürdig abfließt, sich einige, die alle zur Familie unseres damaligen CEOs gehören, die Taschen füllen, nie ganz viel, immer nur so, dass man genau hinschauen musste. Und dann hab ich bemerkt, allen denen da geholfen wird, gehören im Grunde zu einer einzigen Großfamilie, mit vielleicht 10 Alibikindern dazu. Ich hab die damalige Hilfe sofort eingestellt und andere Angebote gemacht, die mehr Menschen zugute kommen würden, die auch wesentlich besser kontrollierbar sein würden. Es wurde abgelehnt, denn inzwischen war ein deutscher Verein hineingegrätscht, bei dem man wieder auf Zuwendungen hoffte und der leider meinen Rat abgelehnt hat.

Und eigentlich war damals Ende 2022 meine Meinung – okay, dann war es das eben. Ist ja nicht so, dass ich nicht genug zu tun hätte und es nicht genug Baustellen geben würde.

Aber wir reden hier von Menschen, von einer riesengroßen Gemeinde, die, wie ich nach und nach erfuhr, unter diesem Familienclan zu leiden hatte. Es gibt bereits an die 1000 Unterschriften, aus der Gegend zu verschwinden, es gibt Demonstrationen und Petitionen, aber solange man Korruption durch Geldflüsse am Leben hält – es gibt bei Korruption immer zwei Schuldige. Die einfachen Menschen  wollten und brauchten Hilfe, sie haben Abordnungen geschickt, mich über Whatsapp immer wieder angebettelt, bitte komm zurück und hilf uns, wir können doch nichts dafür. Wir versuchen alles, um dieser Korruption ein Ende zu machen, diese nicht registrierte Pseudoschule zu schließen, aber bitte hilf uns.

Also hab ich vor einigen Monaten angefangen, immer nur mit meinem privaten Geld, immer mit strenger Kontrolle. Und siehe da, ohne diesen korrupten Haufen funktionierte es wunderbar. Was immer die Gemeinde und die Führungskräfte, Dorfältesten jetzt weiter unternehmen, und sie kämpfen, um den korrupten Verein zu vertreiben, nicht mein Kampf, ich hab mit der Gemeinde, mit den Menschen, einen „Vertrag“:

Sie bekommen von mir rund 800 Euro monatlich, damit schicken wir Kinder in die Schule und statten sie aus. Wir bezahlen für jeweils ein Kind pro Familie Schuluniform, Schuhe, Schultasche, Bücher und ein Jahr die Schulgebühren. Wir zahlen direkt an die Schule, also keine Umwege und Geld durch viele Hände. Die Gemeinde entscheidet demokratisch, welche Familien diesen Monat dran sind. Über 100 sind es schon, denen wir helfen konnten. Mal zum Nachrechnen, so ein Start in einer öffentlichen Schule und ein Jahr Gebühren kostet pro Kind 75 Euro.

Ich kann aber auch nicht die Augen zumachen, wenn ich weiß – es herrscht Not. Und es kommen verzweifelte Rufe.

Daher gab es eben heute Essen. Nicht so große Pakete wie für die Familien in unserem Projekt, das ging sich einfach am Ende eines solch intensiven Jahres nicht mehr aus. Aber pro Familie ein Bale (das sind 24kg) Maismehl, 3 Kilo Bohnen, 2 Kilo Zucker und 2 Liter Speisefett. Die Rettung. Und man muss sagen, je weiter man ins Hinterland kommt, weg von der Stadt Kilifi, umso größer die Not, umso dankbarer die Menschen. Ein schönes Gefühl, dass sich da heute bereits  100 Familien einmal richtig sattessen können.

Gabriela Vonwald

 

 

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