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Ein Paar Schuhe

Meine Enkelin hat am Sonntag 14. Geburtstag und wünscht sich eine bestimmte Sorte Sportschuhe. Kosten ein Vermögen, ich erkenne ehrlich gesagt nicht den Unterschied zu allen anderen Firmen, aber es soll so sein, bekommt sie. Halte ich immer noch für besser als das neueste Computerspiel.

Bei unseren Kindern in Kenia stehen auch oft Schuhe auf dem Wunschzettel, nur haben sie hier eine ganze andere Bedeutung. Ein Paar Schuhe, also richtige, aus Leder, feste für die Schule, macht einen Unterschied. Es zeigt auch nach außen – schaut her, ich gehe in die Schule. Und ich gehe nicht barfuß, ich habe Schuhe. Ich bin Jahrgang 1957 und erinnere mich an die Erzählungen meiner Eltern und Großeltern, dass dies bei uns vor gar nicht so langer Zeit genauso war.

Schuhe in Kenia

Diese Schuhe für die Schule, die eigentlich integrierender Bestandteil der erforderlichen Schuluniform sind, sind kaum leistbar für die meisten Eltern. Aber zum Schuleintritt versucht man es, nimmt die billigeren aus Plastik, stoppelt es irgendwie zusammen. Aber jeder, der Kinder hat, weiß – nichts wächst so schnell wie Kinderfüße. So dass dann die mühsam finanzierten Schuhe nach manchmal zwei Monaten bereits zu klein sind. Bei denen aus Plastik kann man dann auch nur noch wegwerfen. Zur Erinnerung, unsere Kinder gehen zu Fuß, werden nicht mit Auto oder Schulbus gebracht, keine asphaltierten Strassen, Staub, Sand, Regen, Matsch. Selbst die Lederschuhe halten kaum länger als ein Jahr, sonst würden wir sie jüngeren Kindern geben. Schuhe schenken

Schuhe stehen also immer wieder auf der Wunschliste, auch wenn das für Paten, die gern „was Besonderes“ schenken wollen, manchmal vielleicht langweilig, frustrierend, nicht so schön ist. Für die Kinder machen gute Schuhe einen gewaltigen Unterschied, heben ihre Stellung in der Gesellschaft, zeigen ihnen, du bist wichtig genug, dass dir jemand sowas schenkt. Und in sofern ist es nicht anders als bei meiner Enkelin.

In der Secondary sind gute Schuhe übrigens noch mehr Pflicht. In jedem Kindergarten oder Unterstufe werden Lehrer alle Augen zudrücken, wenn ein Kind barfuß kommt. Jeder hier weiß, ist halt so, Hauptsache das Kind kommt überhaupt. Nicht so in der Highschool – keine Schuhe, ab nach Hause. Das war übrigens vor 16 Jahren meine erste Begegnung mit unserem Michael, der fast wirklich mein Sohn ist. Er kam zu einer Besprechung mit seinem Vater, meinem guten Freund Mr. Karani, 14 Jahre alt, eigentlich sollte er in der Schule sein. Aber, Schuhe passten nicht mehr, kein Geld. Ich hab ihm Schuhe geschenkt, und bis heute sagt er, das war der wohl prägendste Eindruck seiner Jugend.

Gerade haben Sarah und ich übrigens wieder 4 Paar geschenkte Fussballschuhe verpackt, also die richtigen, die sich in Kenia kein Kind einfach so leisten könnte. Schuhe sind einfach das Besondere und daher, davon können wir nie genug haben.

Gabriela Vonwald

 

 

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