Harambee oder Gapeka, wie wir in Kenia heißen, ist ja schon lange viel mehr als nur Schule. Es gibt zwei eigene Schulen, wo wir Schulerhalter sind, also auch alle Gehälter zahlen müssen, es gibt zwei Hybrid/Partnerschulen, wo wir einen bestimmten Betrag monatlich überweisen, damit die Schule mit diesem Geld kalkulieren und wachsen kann, ebenfalls über Patenschaften.
Daneben haben wir immer schon Augenmerk gelegt auf das Thema Landwirtschaft, wirtschaftliches Empowerment unserer Eltern und Gemeindemitglieder, Erste Hilfe in Form von Essenspaketen, Kleidung, Decken, es gibt einzelne kleine Projekte (oder auch größere) für die sich einzelne Paten verantwortlich fühlen, beispielsweise die Essensverteilung an „meiner“ Kirche einmal im Monat an Bedürftige, die komplett von meinem Mann finanziert wird. Oder jetzt das große Projekt Landwirtschaft in Langobaya, das sich unsere liebe Sarah ein wenig zu ihrem Fußabdruck erkoren hat.
Wir haben als Gapeka schon öffentliche Toiletten gebaut, Wasserleitungen verlegt, Wassertanks aufgestellt oder Hütten gebaut.
Das alles versteht man sicher, und wo immer es irgendwo fehlt, wo es sich dann doch nicht ausgeht, da springe ich ganz oft mit eigenem Geld ein.
Und dann gibt es noch – sicher manchmal verwirrend – so Dinge, die ich praktisch als Privatperson unterstütze. Zumindest tue ich das immer solange, bis ich weiß, ja, das wird was, da versenke ich kein Geld, das sollten wir fortsetzen. Dann bringe ich es manchmal vor den Vorhang, rede mehr darüber und lasse alle anderen teilhaben, in der Hoffnung, dass sich vielleicht andere finden, die dies gemeinsam mit mir zu „ihrem“ Fußabdruck machen.
Warum so herum und nicht gleich groß und öffentlich?
Ich möchte erst einmal ausloten, ob die Hilfe die richtige ist. Und – ich möchte vermeiden, dass Menschen, denn das ist leider manchmal der Charakter, von einer Blume zur nächsten fliegen, weil das jetzt gerade noch schöner klingt. Ich möchte vor allem auch vermeiden, dass Geld in unserer Basisarbeit dann fehlt. Also man unterstützt ein Projekt, den Schulausflug vom eigenen Patenkind kann man aber nicht zahlen. Oder die teurer werdende Schulgebühr.
Daher bleibt vieles offiziell einfach mal „mein Privatvergnügen“.
Angefangen hat es mit meinen Geburtstagskindern. Statt einer Party hier, statt Geschenken, schicke ich seit Jahren immer 20 Kinder, die nicht unserem Projekt angehören, Kinder aus sehr armen Randgebieten, für ein Jahr in die Schule. Heißt – Schuluniform, Schuhe, Schultasche, Hefte und ein Jahr die Schulgebühr. Keine Patenschaften, keine Finanzierung bis zum Ende der Schulzeit, kein Datenblatt und nur ein Jahr als Hoffnung für die Eltern, ihr wurdet nicht übersehen, nehmt es als Beginn von etwas, danach seid ihr gefragt.Und an Silvester, meinem Geburtstag, gibt es Torte und alle feiern mich.
Dann kam Rabai. Hier habe ich 2019 angefangen mit einer kleinen Vorschule, weil unserer damaliger CEO mir in den Ohren lag, so eine arme Gegend, so liebe Menschen, diese Vorschule ist so unbedingt notwendig, weil es sonst nichts gibt usw. Leider war vieles gelogen. Erstens gibt es überhaupt keinen Bedarf für diese Schule, es gibt in Gehdistanz drei gute öffentliche Schulen, zweitens war es ein Familienprojekt und es profitierten auch nur Familienmitglieder des damaligen CEO, ob es nun Gehälter waren oder die Tatsache, dass nur Kinder aus dem Großfamilienverband bevorzugt wurden. Noch während ich nachgedacht habe, wie man es anders machen könnte, grätschte ein deutscher Verein hinein und erhält bis heute mit Hilfe einer mafiösen Struktur genannt Huamwenga eine unglaubliche Korruption am Leben. Aber, es gibt rund 800 Familien, die leiden, die wirklich arm sind, die nichts dafür können und die mir ans Herz gewachsen sind.
Also kam 2023 dann das neue Konzept, ich zahle euch 800 Euro monatlich, ihr entscheidet demokratisch in der Gemeinde, welche Familie kommt diesen Monat dran, das Ziel, alle Familien können zumindest ein Kind zur Schule schicken. Auch hier, mein Geld, keine Patenschaften, keine unendliche Hilfe, sondern eine Initialzündung, ich transportiere sozusagen Hoffnung. Und es läuft so erstaunlich gut, dass ich hier mit Sicherheit weiter mache, vielleicht möchte ja jemand da draußen mit mir Rabai unterstützen.
Dann vor einem Jahr, Besuch im „Rescue Center“ in Kilifi, geleitet und aufgebaut von einem sehr charismatischen Mann, Mr. William. Hier finden Kinder, die per Gerichtsbeschluss kurzfristig untergebracht werden müssen, Gewalt in der Familie ist meistens der Grund, für bis zu 6 Monaten ein Zuhause. Manchmal findet man auch Säuglinge, die ausgesetzt wurden, Kinder, wo die Familienverhältnisse unklar sind, viele berührende Geschichten. Auch William bekommt von mir 800 Euro monatlich, eigentlich würde die Aktion jetzt im Februar auslaufen, aber ich hab mal ein Jahr drangehängt. Auch hier – falls sich jemand angesprochen fühlt und hier seinen Fußabdruck der Menschlichkeit hinterlassen mag, sehr gern.
Und jetzt, ganz neu seit Weihnachten, 2 Familien, die mir unser Landwirtschafts-Officer David ans Herz gelegt hatte. Darüber hatte ich ja im letzten Blog geschrieben, „Friends For Friends“. Ich hab mich spontan beteiligt, sie haben sich jetzt umbenannt in „Friends of Gabriela“. Wir haben jetzt mal viele der Kinder aus beiden Familien in die Schule geschickt, mit einer Sammlung entsteht für die eine Familie eine neue Hütte, der Vater bekam medizinische Hilfe und eine Brille, der anderen Familie, gesegnet mit zwei Kindern mit Mikroenzephalie, haben wir den noch fehlenden Rest auf ein eigenes Grundstück gezahlt und hier werden wir helfen, ein kleines Landwirtschaftsprojekt ins Leben zu rufen, damit diese überaus sympathische Familie sich selbst versorgen kann – Wassertank, Saatgut, Unterricht. Auch hier kann man helfen, ich komme in Kürze mit konkreten Wünschen. Und hier werden Davids Freunde, die jetzt meine sind, ein engmaschiges Monitoring betreiben, Elternerziehung, Hygiene, tut etwas und überlasst euch nicht nur eurem Schicksal.
Alle diese Eigenmächtigkeiten mache ich, weil ich nicht wegschauen kann, weil ich aber Spendengelder zunächst einmal schützen möchte, bis ich weiß, ja, falls es schief geht, ist es nur mein Geld. Und weil ich auf keinen Fall Hilfe einfach verschieben will. Das Wichtigste von Harambee sind die beiden Vonwald-Schulen. Aber ich schaue gern über den Tellerrand, und falls jemand sagt, das wäre genau meins – herzlich Willkommen, es gibt immer genug zu tun.
Gabriela Vonwald