Wenn man mir vor drei Monaten gesagt hätte, dass ich nochmals eine Schule registrieren lasse, hätte ich gesagt – nie im Leben. Nicht, dass ich nicht total glücklich bin mit unserer Vonwald-Schule – „a place to be“, wie die Kids sie nennen. Aber damals ging diese ganze Registrierung bei mir so am Rande vorbei, meine Sorgen waren, wie bekomme ich das Geld zusammen, um überhaupt eine zu bauen. Andere, allen voran mein lieber Freund Richard Karani, haben sich gekümmert und – es war wesentlich einfacher.  Altes Schulsystem, irgendwie wird man den Kids schon was beibringen. Gibt es eine Toilette – okay.

Ich sage es ja oft, müsste ich heute nochmals starten und hätte das gesamte Wissen und Erfahrung der letzten 17 Jahre – es würde keine Schule mehr. Wie gut, dass wir schon eine haben;-))

Heute haben wir das neue Schulsystem mit all den Anforderungen an Platz, Kapazität, vor allem aber auch – heute wird verlangt, dass wir klar sagen – wer ist Schulerhalter und wie finanziert sich das laufende Budget.

Das Gute diesmal, es gibt uns schon. Soll heißen, als registrierte NGO mit bereits einer registrierten Schule und dem gesamten Verwaltungssystem dahinter, da haben wir die größte aller Hürden schon genommen. Aber immer noch kauft man ein wenig die Katze im Sack. Zwar wurde das Grundstück mal abgenommen und für gut befunden, die echte Registrierung kann aber erst beginnen, wenn wir da etwas stehen haben. Also wenigstens ein Gebäude mit Klassenräumen in richtiger Größe und Ausstattung, eine Toilette und Wasser. Wasser ist da, Toilette ist im Bau und bereits komplett finanziert, erstes Gebäude – hier warten wir auf eine Foundation, die uns große Hoffnung gemacht hat, die aber erst Anfang Jänner tatsächlich Ja sagen kann und auch sagen kann – ein oder gleich zwei Gebäude.

Jetzt bin ich ja Meisterin im Visualisieren, bald ist Weihnachten und Geburtstag hab ich auch – ich sage, das klappt.

Und ich hoffe, ihr alle drückt mit für uns die Daumen, mein Ziel ist weiterhin – die Schule steht bis Ende April!

 

Gabriela Vonwald

Bei uns in Österreich (oder in Deutschland) kann man sich ja kaum vorstellen, dass Schule ohne Bücher überhaupt irgendwie sein kann.  Bücher werden vom Staat zur Verfügung gestellt und schon wenn man als Eltern mal ein wenig dazu zahlen soll für Kopierpapier oder andere Extras, ist die Empörung groß. Ich bin selbst Mutter, hab meine beiden Töchter durch die Schule gebracht und weiß, da raunzt man schnell und ruft nach dem Staat.

Auch als ich selbst zur Schule gegangen bin, gab es die Bücher gratis. Der Unterschied, sie bleiben Schuleigentum und wurden vererbt, was ich bis heute ja für den besseren Weg halte. Und genau so läuft es auch bei uns in der Vonwald Schule ab.

Wir kaufen alle Bücher ein, es verwenden diese Bücher aber mehrere Jahrgänge und nur die wirklich kaputten werden ersetzt.

Und damit sind wir fast schon ein Exot im kenianischen Schulsystem, denn überall sonst heißt es – Eltern, bitte kaufen. Oder maximal, man kauft so drei bis 5 Stück, kopiert mal einzelne Seiten, liest draus vor. Und nirgends ist die Situation dann so, dass ein Kind tatsächlich ein Buch für jedes Fach besitzt. Ein Buch pro Kind, das nicht geteilt werden muss mit drei oder fünf anderen aus der Klasse.

In der Vonwald-Schule müssen wir jetzt durch das neue Schulgesetz und neue Schulpläne immer nur die jeweils nach oben wachsende Klasse neu bestücken. Machen wir immer schon im November oder sogar Oktober, damit wir günstig einkaufen. Wenn einzelne Eltern erst im Jänner einzelne Bücher kaufen, das wird sehr sehr teuer.

Und jetzt haben wir unsere neu adoptierte Schule die Tezo Bright Academy ebenfalls mit Büchern ausgestattet. Jedes Kind das komplette Paket aller Bücher für das kommende Jahr. Von unseren Lehrern wunderschön verpackt als Weihnachtsgeschenk. Das echte Lernen kann also beginnen.

Gabriela Vonwald

Heute am 13. November ist Internationaler Baumpflanztag. Überall auf der Welt sollten wir also Bäume pflanzen oder wenigstens die vorhandenen hegen und wertschätzen. Und sicher machen auch manche Staaten daraus einen besonderen Tag, so auch Kenia. In Kenia ist heute öffentlicher Feiertag.

Warum gerade in Kenia? Nun, Kenia hat mit Wangari Maathai eine Friedensnobelpreisträgerin, die sich das Pflanzen von Bäumen zu einer Lebensaufgabe gemacht hat. In unserer Schule ist der Mädchenschlafsaal nach ihr benannt und in der Bibliothek findet man von Bilderbuch bis Biographie ganz viel Literatur über sie und zum Thema Bäume.

In Kenia ist Bäume pflanzen aber vielleicht noch ein wenig wichtiger, denn es wird viel Raubbau betrieben. Nicht für Möbel oder Häuser, nein, für Holzkohle, deren einfache Erzeugung in einem Erdloch durchaus ein gutes Geschäft ist. Überall an den Strassen sieht man die Händler mit ihren Säcken.

Und wer jetzt schnell urteilt – wie kann man nur – nun, irgendwie muss man den Maisbrei ja zumindest kochen können. Gas oder Elektro – Fehlanzeige. Fast alle einfachen Familien kochen mit Jiko, dem dreibeinigen kleinen Ofen über offenem Feuer.

Wie verbringen also unsere Kids den Tag (es sind immerhin Ferien, die Kinder also gar nicht in der Schule).

Nun, Teil unseres SAKI-Programmes (Sustainable Agriculture Kilifi) ist die frühe Heranführung von Kindern an das Thema Landwirtschaft, Nachhaltigkeit, Schutz des Planeten. Dieser Teil innerhalb SAKI heißt Von-Green. Unsere Kinder werden dazu ausgebildet, machen es in anderen Schulen vor, sind Vorbild.

So auch heute. Eine Gruppe unserer Kinder ist mit Baumsetzlingen angerückt in unserer neu adoptierten Schule Bright Academy und hat auf dem neuen Grundstück gemeinsam mit den dortigen Kindern Bäume gepflanzt.

Ab dem Beginn der nächsten großen Regenzeit im April sind dann wieder die Eltern und ausgesuchte Menschen aus der Gemeinde dran, die wir über ein ganzes Jahr zu SAKI-Farmern ausbilden. Die ersten gab es ja schon im Vorjahr. Hier geht es um Landwirtschaft und natürlich auch darum, wie kann ich damit Geld verdienen, meine Familie ernähren. Aus allen, die  ausgebildet wurden, wählen wir dann einige wenige aus, die wieder in kleinen Gruppen dieses Wissen weiter geben.

Zurück zu den Kindern. Ab nächstem Jahr wird es auf einem unserer Grundstücke auch Landwirtschaft für andere Schulen geben. Viele Schulen, auch staatliche, sind an uns herangetreten, sie würden das auch gern anbieten, haben aber kein entsprechendes Grundstück.

Und so wird irgendwann mal aus einem Baum ein Wald;-))

Glauben an die Zukunft bedeutet auch, heute einen Baum zu pflanzen, obwohl man weiß, dass man es nicht erleben wird, in seinem Schatten zu sitzen.

Gabriela Vonwald

Heute komme ich mal nicht mit einer Erzählung, sondern lasse einfach mal Fakten sprechen.

Gestern vor einem Monat haben wir beschlossen, ja, wir machen das noch einmal, eine Schule bauen, eine ganze Schule adoptieren und helfen. Und Morgen vor einem Monat, am 26. September, haben wir die ersten 30 Kinder vorgestellt, um Paten zu finden. Denn nur mit Paten können wir die laufenden Kosten stemmen. Nur mit Paten hat es überhaupt einen Sinn, so etwas zu beginnen und erfolgreich zu betreiben.
Was ist seither geschehen?
  • mehr als 90 Kinder haben Paten
  • alle Kinder bekommen in Zukunft täglich ein Porridge zum Frühstück, dazu Banane und einmal pro Woche ein Ei
  • alle Kinder haben eine Schuluniform und Schuhe
  • es gibt für alle Klassen Tische und Bänke, für die Kleinsten bunte Sessel
  • für alle Kinder wurden die Bücher für das kommende Schuljahr bestellt
  • alle 8 Lehrkräfte sind bei uns angestellt und versichert
  • für alle Kinder, für die die Eltern bereits die Geburtsurkunde gebracht haben, gab es bereits die Krankenversicherung, wir hoffen, bis Jahresende haben wir alle erfasst
  • das geschenkte Grundstück wurde mit allen Papieren rechtlich an uns übertragen und bereits die ersten Schritte eingeleitet, die Schule dann staatlich registrieren zu lassen
  • ein Mietrückstand von 5 Monaten plus Zahlung bis Jahresende wurde abgewickelt und so konnte eine Delogierung abgewendet werden
  • durch die Familienbesuche, die wir gerade unternehmen, und die überwältigende Hilfe durch die Paten, werden wir es schaffen, dass bis Jahresende alle Kinder in einem Bett unter einem Moskitonetz schlafen
  • Morgen beginnt auf dem Schulgrundstück die Rodung, der Zaun, das Einleiten von Wasser und nächste Woche der Spatenstich zur Toilettenanlage.
Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber ich sage dazu – eine große Welle, wirklich. Danke euch allen so sehr für diese Hilfsbereitschaft.
We can, so we do!
Gabriela Vonwald und das ganze Harambee/Gapeka-Team

Schon von weitem liegt Kalksteinstaub in der Luft, alle Pflanzen am Weg mit einer weißen Schicht überzogen, erschöpfte Arbeiter am Strassenrand, viele LKW auf dem Weg oder soll es eine Strasse sein? Rechts und links wird Kalkstein abgebaut, die berühmten „coral blocks“, mit der hier alle Häuser gebaut werden. Knochenarbeit für erwachsene Männer. Ich weiß, irgendwo nicht weit, ist das Meer, aber alles um mich herum ist wie die Vorhölle und ich fürchte mich vor dem Augenblick, wo ich aus dem Auto aussteigen muss. Und hier soll eine Familie leben?

Ich erlebe seit 17 Jahren bei Familienbesuchen so einiges, viel Armut, familiäre Gewalt, verworrene Verhältnisse und immer leiden die Kinder. Aber wenigstens gibt es Bäume, Gras, Tiere, irgendwas, an dem das Auge sich ausruhen kann. Hier tun mir sofort die Augen weh, als ich das Auto mit den getönten Scheiben verlasse. Man wird von diesem gleißenden Weiß fast schneeblind, der Staub legt sich auf Nase, Augen, Lunge – auch nicht ungefährlich.

Und hier lebt sie also, die Familie von Evans, einem 10jährigen Buben, der täglich 8km Schulweg in Kauf nimmt, einfach weil er es nicht mehr ausgehalten hat, nicht lernen zu können. Und er ist Klassenbester. Er steht um 5 Uhr auf und ist um 8 Uhr in der Schule, das Gleiche abends zurück. Und er hält das durch seit Jahren. Wie groß muss der Wunsch sein, nein, kein Wunsch mehr, da hat jemand ein Ziel ganz fest vor Augen. Unglaublich für solch ein Kind.

Wir steigen aus und 6 Kinder kommen uns entgegen, dazu das Elternpaar, einen Säugling im Arm. Alle Kinder freundlich, aktiv, aber dennoch irgendwie mit der Umgebung verwachsen, keine Farbe in den Augen, zugedeckt mit Staub. Dazu ein kleines Steinhaus, als wir später hineingehen – da ist nicht. Und wenn ich nichts sage, dann meine ich das so. Eine Matte am Boden, fertig. Wo kocht die Familie, was spielen die Kinder, alles hier ist im Grunde menschenfeindlich. Sie besitzen nur das T-Shirt, das sie tragen, keine Spielsachen, nichts.

Wir versuchen bei diesem Besuch für Evans eine Lösung zu finden, wie wir ihm diesen unglaublichen Schulweg abkürzen können, Pastorin Riziki, die Schulleiterin, würde ihm erlauben, in ihrem Zuhause zu schlafen (die Frau besitzt selbst nichts als eine Matratze), wir kaufen ihm ein Fahrrad, Montag bis Freitag abends bei ihr, dann heimradeln.

Und ja, eine Lösung wäre das. Er freut sich, aber doch nicht so wirklich. Die Freude kommt nicht in seinen Augen an. Weil es eben nur eine Lösung für ihn ist, nicht für seine Geschwister.

Was also tun. Wir reden mit dem Vater. Michael vor allem, von Mann zu Mann. Wir werden einen Raum mieten in Tezo, das kostet ungefähr 10 Euro monatlich (falls der Papa hier sein Versprechen bricht, daran wird es nicht scheitern, dass wir es übernehmen). Und dann können 4 der Kinder in die Schule (drei sind noch zu klein). Betten werden angeschafft, zwei der beiden anderen Kinder haben sofort Paten gefunden, nur Amos sucht noch.

Und Evans wird sein Fahrrad dennoch bekommen. Er ist mein Held. Er hat nicht nur für sich selbst bewiesen, was Zielstrebigkeit heißt, er hat auch für seine Geschwister die Tür zur Bildung aufgemacht.

Gabriela Vonwald

Es war sooooo toll!!! Gabi sagt, ich muss gleich berichten, bevors ans Nachmittags-Programm geht, und dabei bin ich eigentlich noch total sprachlos. Dass man ein Lied für uns einstudiert hat, hat man uns ja schon verraten. Aber dieser Jubel war unglaublich und es ist so so schön, die Kinder richtig hautnah zu erleben. Nach den Fotos, den Datenblättern, den Hintergrundgeschichten, die ich im Kopf habe – jetzt quasi die 3D-Version. Und überall versucht man an „Mama Gabi“ ein „und Sarah“ anzuhängen, ganz entzückend, aber etwas seltsam, ein bisschen wie die „und Töchter“ in unserer Nationalhymne.
Die Mütter singen, es wird getanzt, natürlich gebetet, die Kinder haben Gedichte einstudiert, die Lehrer stellen sich kurz vor und selbst für mich ist in Gabis Rede die Aufzählung dessen, was in den letzten Wochen schon alles geschehen ist, einfach erstaunlich. Es muss den Menschen hier wie ein Wunder vorkommen und das spürt man auch. Und Gabi erinnert daher auch gleich alle daran – sie sind mitverantwortlich. Die erste Schuluniform wurde geschenkt, die nächste sollte von den Eltern finanziert werden, weil sie ja jetzt keine Schulgebühren mehr zahlen müssen. Und es liegt an ihnen, dass ihre Kinder lernen, dieses Geschenk zu erkennen, die Schule wertzuschätzen – ein Geben und Nehmen. Nächste Woche ist schon Spatenstich geplant auf dem neuen Schulgrundstück, das wir auch noch besichtigt haben. Ein wirklich großes Grundstück und schon jetzt sehe ich hier vor meinem inneren Auge Gebäude stehen, die zwei Klassentrakte, die Toilette, auch für Sport ist ausreichend Platz und irgendwann wird auch eine Küche mit Speisesaal entstehen. Und „irgendwann“ ist sicher schneller, als wir jetzt noch ahnen.
Wir lernen die Familie des Mannes kennen, der der Schule dieses Grundstück geschenkt hat, seine Hütte ist alles andere als in gutem Zustand, der älteste Sohn Evans träumt von einem ICT-Studium, die Familie kämpft wirklich und als dann alles beschlossene Sache ist – Evans geht nach Godoma, die älteste Tochter beginnt im Jänner an der Vonwald Schule in Form 3, die Kleinsten haben ja schon Paten,… hat dieser Mann Tränen in den Augen vor Glück. Schenken heißt nicht, eine Gegenleistung zu erwarten, das hat er auch ganz sicher nicht. Aber hätte er dieses Grundstück verkauft, wäre er alle Sorgen losgewesen, und so ist nun wirklich allen geholfen.
Gabi sagt, die Anfänge der Vonwald Schule waren genauso – die Kinder, die Eltern, der Jubel, ein (fast) geschenktes Grundstück, … und ich kenne die Geschichten über diese Anfänge ja in- und auswendig. Jetzt dabei sein zu dürfen, empfinde ich als großen Segen. Und Michael ist gefühlt noch einen Kopf gewachsen und ich weiß, er wird hier noch weiter über sich hinauswachsen. Er tritt mit dem Bau der Schule in die riesig großen Fußstapfen seines Vaters Richard Karani und ich bin überzeugt davon, dass er ihn und „mum“ – also Gabi – sehr stolz machen wird.
Sarah Eidler

„Ich bin so froh, dass ich jetzt ein Teil von euch bin!“, durfte ich vor wenigen Tagen in einem Mail einer neuen Patin lesen. Aber was heißt das denn eigentlich, ein Teil von uns sein, Pate/Patin sein?

Für viele heißt das einfach, monatlich einen bestimmten Betrag an uns zu spenden, dank Dauerauftrag kein wirklicher Aufwand und ich bin sicher, vielen Menschen fällt das bei all dem, was so monatlich vom Konto abgezogen wird, irgendwie gar nicht wirklich auf. Das könnte man auch bei diversen anderen Organisationen tun, wir freuen uns aber über jeden, der es bei uns tut. So viel zur Minimal-Anforderung 😉

Die meisten Paten wollen aber mehr – und das bekommen sie auch. Für mich persönlich heißt Patin sein beispielsweise, dass sich meine stolze Studentin Sarah zwischendurch per WhatApp bei mir meldet. Das neue Semester hat für sie gerade begonnen, sehr aufregend und so viele spannende Kurse…. Und dass ich schon jetzt nervös bin, wenn ich daran denke, dass in ein paar Wochen Matura ist und es dabei für „meine Große“ um sehr viel geht. Seit Jahren träumt sie davon, Lehrerin zu werden. Sie will Religion und Kiswahili unterrichten und ich hoffe so sehr, dass sich dieser Wunsch erfüllt.

Patin sein heißt, ich freue mich über Fotos, auf denen ich Joseph und Priscah entdecke und wenn ich mir dann denke „groß sind sie geworden“, gibt’s mal eine Extra-Spende für Schuluniform und Schuhe. Wie die Zeit verfliegt, sieht man auch an den Briefen. Die ersten waren noch Kritzeleien und kleine Zeichnungen, mittlerweile wird schon fleißig geschrieben. Patin sein heißt auch, dass in meinem Kalender ein paar Geburtstage mehr stehen als noch vor ein paar Jahren, weil meine Familie eben deutlich gewachsen ist. Und es heißt, dass ich ganz viel über Kenia, seine Kultur, über die Menschen dort lernen darf, was mir ohne dieses Projekt in dieser Intensität nie gelungen wäre.

Patin sein heißt auch, dass ich als gelernt raunzende Österreicherin ein bisschen dankbarer bin für die Chancen, die das Leben mir bietet. Eine davon ist – ich kann helfen. Helfen ist einfach. Und helfen macht glücklich. Ein Teil von uns sein, das macht ganz offensichtlich glücklich. So schön, dass Du da bist!

Einige Kinder warten übrigens noch auf Paten…

Sarah Eidler

 

Ja, es ist verwirrend. Wer nicht schon seit Jahren dabei ist und den Weg mitgegangen ist, der ist spätestens jetzt ein wenig hilflos.

Und daher mag ich – am Beginn von etwas ganz Neuem – gern erklären, was es mit den diversen Schulen so auf sich hat.

Die Zentrale von allem ist die so genannte „meine“ Schule, die auch meinen Namen trägt – Vonwald Schule – und die ursprünglich wirklich mal meine war. Meine Vision war es, hier eine Schule entstehen zu lassen, in der nicht nur einfach Kinder lesen und schreiben lernen, sondern die sich zu einer echten Bildungsanstalt entwickelt. Schöne Umgebung, ausgewogene Ernährung, helle Räume, ein Ort, der auf eine moderne Zeit vorbereitet, auf Jobs, die gebraucht werden. Ein Ort aber auch für modernes Lernen und Lehren, wo angehende Lehrer ihr Praktikum machen können, wo auch Eltern geschult werden, Landwirtschaft genauso wie moderne IT-Technik.

Bis 2017 war diese Schule in meinem persönlichen Eigentum, dann hab ich sie unter die ebenfalls von mir mit gegründete NGO Gapeka gestellt, unser Partner in Kenia. Ich fühle mich aber noch immer verantwortlich, jede Reparatur, jeder neue Anstrich und jeder gepflanzte Baum oder Blumentopf wird von mir weiterhin privat finanziert. Und auch alle neuen Grundstücke, allein seit Februar sind 3 dazu gekommen.

Aber – es sollte auch nicht das Ziel sein, oben am Hügel hinter geschlossenem Tor nur eine Elite heranzubilden, von der die Gemeinde nichts hat. Und unser Platz ist begrenzt, mehr als 600 Schüler maximal für alle Stufen, von Kindergarten bis Matura schaffen wir nicht räumlich und wollen es auch nicht. Zumal wir seit zwei Jahren auch Boarding sind, also Internat für die Highschool-Schüler. Aber es gibt so viele da draußen.

Die Hope Integrated

Die erste Schule, der wir also geholfen haben, war die HOPE Integrated, praktisch unser direkter Nachbar. Der Direktor ist ein unglaublich engagierter Mann, wurde von einem deutschen Verein anfangs unterstützt, sonst hätte er sich das gar nicht getraut, der dann plötzlich über Nacht ausgestiegen ist, sie machen lieber was anderes, was „eigenes“, damals gab es schon 150 Kinder, also sind wir eingesprungen, haben Kinder in Patenschaft vergeben, inzwischen ist diese wunderbare Schule gut gewachsen, steht toll da, ist aber Partnerschule, denn sie ist unter Mr. Thoya, also dem Direktor, auf seinem Land registriert, aber durch unsere Patenschaften kann sich die Schule komplett erhalten und davon profitieren alle Kinder.

Dieses Jahr im Februar kam als zweite Partnerschule die Old Ferry dazu, eine Schule für die Slumkinder am Fuß unseres Hügels, ebenfalls also Gehdistanz. Diese Schule geht derzeit bis Klasse 3 und wächst nach oben, ist halbstaatlich, das heißt, zumindest zwei der Lehrerinnen sind beim Staat angestellt, weil die Slumbewohner hier viel Druck gemacht haben. Aber ansonsten, bettelarm. Hier haben wir inzwischen ebenfalls 50 Kinder in Patenschaft vergeben, wir helfen mit Expertisen und Rat, die Schule ist aber ebenfalls eigenständig.

Das, was jetzt als neue Schule und von Anfang an begonnen wurde, wieder eine Armenschule, mehr als arm sogar, noch nicht registriert, hilflos, verzweifelt, wird keine Partnerschule, das wird eine Schule die wir bauen werden, die wir mit verwalten werden, die unter dem Dach unserer NGO operiert.

Auch hier ist geplant bis Grade 6 und wir bereiten in den nächsten Jahren die Zentrale, also die Vonwald-Schule darauf vor, danach von Bright Academy, so heißt sie ja, die Kinder in die Highschool zu übernehmen. Viel Logistik also.

Und es entsteht gerade ein unglaubliches Momentum, ein Schwung, nicht nur hier in Österreich, wo wir innerhalb von nur 4 Tagen praktisch 50 Kinder in Patenschaft vergeben konnten, sondern auch in Kenya. Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind berührt von der Armut, der Verzweiflung, dem Hunger, dem Elend und wollen helfen und es schaffen.

Alle diese Schulen liegen nah beieinander und ich meine nah für europäische Verhältnisse, denn in Kenia ist bald mal was nah und dann ist man einen halben Tag unterwegs.

Wenn man die Vonwald Schule auch hier als zentralen Mittelpunkt nimmt, oben auf einem Hügel gelegen, dann könnte man, wenn man rechts aus dem Tor läuft, wie es die Kinder tun, zu Fuß in 5 Minuten die Hope erreichen. Mit dem Auto muss man erst den Hügel hinunter, einmal um die Kurve, aber auch nur maximal 10 Minuten.

Old Ferry ist überhaupt in Gehdistanz, Hügel hinunter marschieren und man ist da.

Bei der neuen braucht man das Auto, Hügel hinunter und auf der Bundesstrasse ungefähr 15 Minuten geradeaus. Parallel zum Meer, an der Pwani-Uni Haupteingang vorbei, man passiert die Berufsschule, in der wir auch immer wieder unsere Kids unterbringen und knapp bevor man zu einem kleinen Nachbarort, genannt Tezo, kommt, hier entsteht die Bright Academy.

Gleich nebenan wohnt mein lieber Freund und Mitbegründer, Richard Karani, sein Sohn Michael fährt täglich auf dem Weg zur Arbeit und zurück dran vorbei, also ideal.

Und ich denke, es steht alles unter einem guten Stern. Mehr dann, wenn ich es in drei Wochen selbst live sehe. Seid gespannt und von Anfang an dabei.