Ja, und für unsere Kinder natürlich ganz wichtig, März war der Monat der Abschlussprüfungen für die Klassen 8 und Form 4, also vergleichbar unserer Matura/Abitur. Was mich gleich überleitet zum Monat April, denn jetzt kamen die Ergebnisse und wir sind mehr als zufrieden. Immerhin sind das alles Kinder, die Corona und totalen Lockdown erlebt hatten (zum Vergleich, alle Schulen bleiben 2020 7 Monate komplett geschlossen). In Klasse 8 haben 59 Kinder von 63 den Sprung in die Highschool geschafft, 4 werden direkt eine Berufsausbildung machen.

Noch besser sieht es beim Thema Matura aus – hier haben 8 von 38 sofort die Zulassung zu einer Uni erhalten, 28 konnten sich für ein College bzw. eine Fachhochschule qualifizieren und 2 werden eine Berufsschule besuchen. Ich bin wirklich sehr stolz auf meine Babys, noch dazu gehören von diesen Großen 4 zu meinen persönlich gesponserten Mädchen. Zwei von ihnen studieren in Nairobi und Kisumu (Foto/Film die eine und Ethnologie und Völkerkunde die andere). Die beiden anderen lernen Medizinmanagement und Sozialarbeit.

Im April gab es auch auf Initiative von Nelly erstmals einen Bubentag. Ich selbst bin zwar die typische Mädchenmama, sehe aber wie sehr viele auch gerade in einem Dritte-Welt-Land die Gefahr, dass sich fast alle auf die Förderung von Mädchen stürzen, die Buben aber dabei auf der Strecke bleiben. Die heutigen Buben werden aber ohne Förderung, ohne Perspektive, ohne Schulabschluss, eventuell die gewalttätigen jungen Männer der Zukunft. Ohne Arbeit, ganz oft kriminell oder in Kontakt mit Drogen. Und das kann nicht im Sinne einer Gesellschaft sein. Und Nelly hatte den richtigen Riecher – es hat unseren Buben sehr, sehr gut getan, mal im Mittelpunkt zu stehen und einfach mal gefeiert zu werden.

Im März war die größte Anschaffung und wirklich solch ein tolles Geschenk vieler lieber Spender*innen – 60 Matten für unsere Taekwondo Kids. Sie nennen sich selbst die Kilifi Lions und Taekwondo ist eine der beliebtesten Nachmittagsaktivitäten in der Schule. Nur wurde das bisher auf dem Steinboden im Speisesaal gemacht. Wer die Sportart kennt, Steinboden ist nun wirklich nicht das, wo man gute Leistungen erbringen kann. Jetzt gibt es schöne bunte Matten und die Kinder können sich nicht mehr so verletzen.

Im Februar gab es einen Notfall, eins unserer Kinder musste dringend operiert werden, krümmte sich schon vor Schmerzen, die Eltern wollten zuerst einen Medizinmann drüber lassen. Wir konnten das verhindern, das Geld für die OP sammeln und nach drei Tagen schon ging es Emmanuel deutlich besser und er konnte nach Hause.

In diesen Monat fiel auch der Startschuss für eine neue Küche. Endlich. Alle haben eine schöne Arbeitsumgebung, die Lehrer mit feinen Klassenräumen, es gibt eine Bibliothek und jeweils einen wunderbar eingerichteten Chemie- und Physiksaal, das Management ist im Vorjahr in ein Büro am Hügel übersiedelt, das von allen inzwischen nur das „White House“ genannt wird – nur unsere Köchinnen, die täglich Schwerstarbeit leisten, arbeiten noch immer unter den Bedingungen der Anfangszeit. Das sollte sich ändern und in kürzester Zeit entstand jetzt eine moderne Küche, hell, freundlich, verfliest, ein eigener Waschplatz, Wasser in den Räumen, größere Fenster, ein helles Lager. Welch ein Genuss fürs Auge und für die Arbeitsmoral ein Booster.

Im Januar war es soweit, nach einem Jahr Corona-Pause konnte ich wieder Kenia besuchen. Und mich überzeugen, alles und alle noch da, wir haben die Krise gut hinbekommen inklusive Homeschooling. Und am 3. Januar durften auch endlich alle Kinder zurück in den Präsenzunterricht. Welch ein Glück. Und auch welch eine Erkenntnis. Ganz oft war jetzt zu hören – „ich hab meinen Lehrer/meine Lehrerin so sehr vermisst. Allein lernen ist doch nicht schön.“ Und die Coronaeindrücke im Land – damals hab ich geschrieben „die Menschen sind sehr diszipliniert, alle tragen bei Kontakt oder in Geschäften Maske, in unserer Schule auch die Kleinsten, gern sogar, weil es die Großen auch machen. Alle Kids waschen nonstop Hände, einfach weil diese Waschstraßen mit Fußpedal so cool sind. Und allen ist auch klar – Hände waschen, Maske tragen, sonst keine Schule, end of the story. Was hier niemand riskieren will.“

Während meiner Zeit vor Ort kam die Unterstützung einer neuen kleinen Schule dazu – die Vorschule in Rabai, wo wir einige Kinder ausgewählt und Paten für sie gesucht haben. Rabai ist einer der ärmsten Landstriche im County Kilifi, Tsama kommt aus dieser Gegend und hatte persönlich um Hilfe gebeten. Ich habe es damals schon gesagt und in diesem Jahr hat sich besonders gezeigt, was damit gemeint ist – als in Kenia registrierte NPO (Non Profit Organisation) wird von uns erwartet, dass wir bei Krisen mithelfen, uns engagieren, auch außerhalb unserer eigenen Schulgrenzen.

Was auch im Januar ein Thema war – Plastik. Kenia ist ja nicht gerade als ein Land bekannt, das eine gute Abfallwirtschaft hat. Keine Mülltonnen/Mistkübel allüberall, keine städtische Müllabfuhr, zumindest nicht überall, auch kein echtes Bewusstsein dafür, warum man seine leere Plastikflasche nicht in die Landschaft werfen sollte. Nach einem Ausflug zu einer Organisation in Malindi/Watamu ist Mülltrennung und die Wiederverwertung von Plastik (bzw. noch besser, die Vermeidung) ein Thema in unserer Schule. Es kommen regelmäßig Vortragende von außerhalb, wir basteln mit Müll und haben die Mülltrennung eingeführt. Ein erster wichtiger Schritt.

Und als persönliches Schicksal des Monats möchte ich Gertrud erwähnen, 14 Jahre, Vollwaise und weil sie weit von ihren Verwandten unsere Nachbarschule Hope Integrated School besucht, hatte sie als Schlafplatz einen alten Hühnerstall. Am nackten Boden, kein Besitz, nicht einmal eine zweite Unterhose. Wir haben die Kleine da heraus geholt, eingekleidet, sie schläft mit den anderen Notfällen seither in unserer Schule und blüht auf. Niemand, wirklich niemand, sollte so einsam und vergessen in einem Stall schlafen müssen.

Ach ja, und die neue Unterrichtsministerin von Kilifi County hat uns gemeinsam mit dem Minister für Katastrophenmanagement einen Besuch abgestattet und war sehr beeindruckt.

In den letzten Tagen des Jahres möchten wir Euch noch einmal mitnehmen auf die Reise durch das letzte Jahr, in dem unglaublich viel passiert ist. Habt Ihr Lust auf den Jahresrückblick, geschrieben von Gabriela Vonwald?

Wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu, immer noch beherrscht Corona scheinbar alle Schlagzeilen, natürlich ist Klimawandel ein Thema und es gibt so viele Herausforderungen für jede*n Einzelne*n von uns, aber auch für uns als Gemeinschaft der Gattung Mensch. Da vergisst man manchmal all das Schöne, das eben auch in ein Jahr hineinpasst. Es wurde nicht nur gestorben, es kamen Babys zur Welt. Es gab nicht nur Isolation und Angst, sondern auch Gemeinschaft und Freude. Es haben sich nicht nur Türen geschlossen, sondern auch welche geöffnet, nur macht das Öffnen weniger Lärm als das Schließen.

Für Harambee war es ein unglaublich gutes Jahr, wir konnten so viel bewegen und so viel in die Zukunft planen. Nette neue Menschen und große Spender sind dazu gekommen, auch wir haben das Thema Klimawandel hautnah zu spüren bekommen, aber wir konnten auch Hilfe anbieten.

Überall gibt es jetzt die Jahresrückblicke, wo man sich oft denkt, was, das war erst in diesem Jahr? Ach ja, das auch. Daher haben wir uns gedacht, gerade weil man so schnell vergisst, machen wir das doch auch mal.

Wir starten mal einfach mit ein paar Fakten:

Aktuell betreuen wir 904 Kinder im Projekt, davon besuchen 61% unsere Schule, 31% besuchen eine andere Schule und 8% machen derzeit eine Ausbildung. Die von uns betreuten Kinder und jungen Menschen sind zwischen 3 und 28 Jahre alt, 54% sind Mädchen und 46% Buben. Wir haben im Jahr 2021 141 Kinder neu in unser Projekt aufgenommen und für diese Kinder Paten gesucht, aktuell suchen noch 18 Kinder Paten. Unsere Kinder werden von insgesamt 795 Paten unterstützt, davon 67% aus Österreich und 27% aus Deutschland.

Hinter all diesen Fakten stehen natürlich Menschen und Schicksale, die wir Euch in den nächsten Posts vorstellen.

Wir wünschen heute allen Freunden, Paten, Sponsoren, Helfern oder einfach nur interessierten Mitlesern Frohe Weihnachten und Danke dafür, dass ihr alle Helfen möglich macht. Und damit nicht nur Weihnachten ein Licht anzündet.

Für einige unserer Kinder war heute schon fast Weihnachten – dank ganz vieler Spenden für Betten und Matratzen!

Kein Kind soll auf dem Boden schlafen müssen, im Dreck oder auf einer uralten, zerfallenen und schmutzigen Matratze. Jedes Kind sollte geschützt und geborgen schlafen dürfen – in einem Bett, auf einer ordentlichen Matratze, mit einem Kissen und in Kenia einem Moskitonetz, um vor Malaria geschützt zu sein.

Danke an alle Spender*innen, die uns immer wieder helfen, dies zu ermöglichen.

Wir stehen jetzt auch ganz offiziell auf der Webseite der Van Kesteren Foundation.

Wir sind der Van Kesteren Foundation zu großem Dank verpflichtet – sie hat uns dieses Jahr den Bau des Bubenschlafsaals ermöglicht, eine Solaranlage für unsere Schule finanziert und noch an vielen anderen Stellen Unterstützung für unser Projekt geleistet.

Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit!

vankesteren-foundation.org/africa-kenya

Auch kurz vor Weihnachten verteilen wir weiter Lebensmittel an die Allerärmsten. Heute an drei verschiedenen Stellen wurden wieder Mais und Bohnen ausgegeben für alte Menschen, Familien und Menschen mit Beeinträchtigungen.

Danke an alle, die uns weiterhin mit Spenden für Lebensmittel unterstützen!

Nach der Rückschau kommt die Vorschau – wir haben uns natürlich auch Gedanken gemacht, wie es im Jahr 2022 weiter gehen darf. Hier findet Ihr unsere Pläne und Visionen für nächstes Jahr – über Eure Unterstützung und Hilfe bei der Umsetzung freuen wir uns sehr!

Pläne Harambee_Gapeka 2022