Ein großartiges Lehrerseminar gab es Ende Juni, das vierte seiner Art und sicher das beste bisher. Inzwischen empfinden es die Lehrer nicht als – sie stehen vor einem Richter, müssen ein Examen ablegen, werden vielleicht entlassen. Sie reden frei, ich rede frei, wir entwickeln Ideen und diesmal hab ich mir gewünscht, dass die 72-Stunden-Regel greift. Alles, was man nach einer Schulung nicht innerhalb von 72 Stunden umsetzt, macht man nie. Also haben wir ein paar Punkte herausgegriffen, die noch in den nächsten 3 Wochen realisiert werden.

Das Motto war: „Wie sieht die Zukunft des Lehrerberufs aus? Werden Lehrer in einer digitalen Welt noch gebraucht und in welcher Form?“ Sehr, sehr spannend.

Dazu natürlich die tolle Umgebung vom Hotel, gutes Essen, also auch die äußeren Umstände einfach mal wieder anders. Prof. Katana kam wie versprochen, allein das wertet unsere Schule schon auf und macht alle stolz.

 

Frau Vonwald befindet sich momentan in Kenia, hier ein Reisebericht von ihr:

Von einer seeehr langen Tour in die Dorfschule zurück, das schafft mich immer wie kaum etwas. Daher lege ich es auch meistens an den Anfang meiner Zeit hier, weil ich da noch Energie habe.

Einerseits ist es die lange Fahrt über Dorfstrassen und diese tiefe dicke rote Erde, die sich nach kurzer Zeit über alles legt, überall hinein kriecht, man sieht aus wie ein rot paniertes Ferkel. Der Schweiß dazu, lecker.

Aber jetzt bin ich geduscht, hab was gegessen, da geht es schon wieder. Obwohl ich sagen muss, Touren so bis 14 Uhr, geht gut, 17 Uhr ist mir dann doch schon zu lang, irgendwie lassen die Kräfte dann nach.

Es strengt mich aber auch an, weil ich einerseits mit meinen eigenen Anfängen konfrontiert werde, denn genau so ärmlich haben wir begonnen. Und ich möchte hier so gern auch einfach mal mit einem Paukenschlag etwas bewirken. Nur nochmals kann ich mir das persönlich nicht leisten. Und es fehlt auch noch am richtigen Management, das wird noch ein langer Weg. Andererseits gibt es Gapeka im Hintergrund, unsere tollen Leute, die da sehr geduldig auch ausbilden, wie man das überhaupt alles macht und wie man solch ein Projekt führt, daher hab ich große Hoffnung.

Ich hab ja schon seit einiger Zeit im Kopf, dieses ganze Dorfschul-Projekt eigenständig zu machen, also als eigenständiges Projekt im Projekt. Es kommen (und gehen, lol) ja immer Menschen, die gern „was Eigenes“ machen wollen, hier könnte man sich austoben. Eigenständig, trotzdem mit der steuerlichen Absetzbarkeit und Spendengütesiegel von Harambee und mit dem Knowhow und dem Backoffice von Gapeka. Leider hatten bisher alle, von denen ich mir das vorstellen konnte, nicht den langen Atem, erst einmal zu lernen und sich einzuarbeiten. Ich suche also weiter.

Caroline, die auch mit war und sicher dann auch noch was schreibt, meinte, wenn ich in 5 Jahren niemanden hätte, würde sie es machen.

Unser Tag heute war in der Schule Fotos, Interviews einiger Kinder, ein paar Kinder dann auch zuhause besucht, was mühsam ist, denn die Entfernungen (die die Kinder täglich viermal zu Fuß zurück legen) sind enorm.

Alle, die wir nicht geschafft haben, übernimmt Michael nächste Woche nochmals mit Fotos und Infos.

Und, auch als weitere Unterstützung und weil 15,- Euro-Kinder immer gern übernommen werden, haben wir heute weitere 8 ausgesucht, wobei ich eines selbst übernehmen werde. Da kommen die Fotos und Geschichten in Kürze.

Mehr dazu, was die Dorfschule jetzt dringend braucht, auch später.

 

Ein kleiner Bericht von Frau Vonwald aus Kenia zu den diversen Clubs:

“ Hab ich nur durch Zufall mitbekommen (sie sind wirklich auch schon gut organisiert). Ich sehe eben Schüler und Lehrer an einem Tisch mit Cola und frage. Einer der Lehrer erklärt mir – Eigenerfindung, die besten aus den Klassen 4-8 in Mathematik werden besondern gefördert neben den Pflichtprogrammen und die, die bei den monatlichen Tests besonders gut abschneiden (das wird immer nach dem Durchschnitt der Klasse festgesetzt), bekommen was Besonderes, derzeit eben, Mittagessen mit den Mathelehrern. Die Kinder sind unglaublich stolz.

Also, warum nicht auch Englisch, unser Sorgenkind. Weil Mathe und Englischlehrer ident sind und weil sie ja ein wenig der Kosten selbst tragen. Also – ich übernehme das Belohnungssystem für Englisch.

Dann – und was ist mit Physik (das Fach gibt es erst ab Secondary und wird auch in Kenia genauso wie bei uns nicht so geliebt, was schade ist), gab es da nicht auch mal so was? Ja, aber der alte Physiklehrer ist weg, wir haben einen neuen ganz jungen. Will ich sofort sprechen (10 Minuten bevor sein Professor von der Uni erwartet wurde). Ob er sich das vorstellen könne. Er war sofort Feuer und Flamme und kam gleich mit Ideen. Ich so – er solle da bleiben, Prof. Katana käme in ein paar Minuten, ich würde ihn fragen, ob er Teil des Belohnungssystem sein könnte, mal eine Stunde mit dem Unterrichtsminister und Professor für Physik an der Uni. Ich dachte, unser Lehrer fällt im nächsten Moment tot um.

Und, keine Frage, O-Ton Katana – „Teil mich ein, ich komme“. Und der macht richtig geilen Unterricht.

Also alles mega erfolgreich.“

….das waren auch mal unsere Anfänge in der Vonwald-School.
Und hier fängt es wieder an, eine Dorfschule.
Immer wieder beginnen, nicht wegschauen, einfach tun.

Ein Bericht von Caroline, unserer momentanen Deutschlehrerin:

Wer noch nicht zum Vonwald-Urgestein gehört, der sieht hier in der Patengruppe Bilder von einer gut ausgestatteten Schule in Kilifi: gemauerte Gebäude, Bänke, Bücher, eine Schulküche, Bibliothek etc.

Wenn man dann in die Schule in Bale kommt, die gerade in den Kinderschuhen steckt, dann versteht man, wie viel Arbeit in der Vonwald Schule steckt und wie viel Entwicklungsschritte in den vergangenen Jahren nötig waren, um dieses Großprojekt zum Laufen zu bringen.

In Bale steckt Potential – in der Schule und vor allem in den Kindern. Mich hat die Einfachheit dieses Ortes sofort berührt. Ob ich mir zutraue, dort selbst groß Hand anzulegen, weiß ich noch nicht und wird sich in den nächsten Jahren zeigen.

Aber wenn es da Studium zulässt, dann komme ich nächsten Sommer für ein paar Wochen wieder und tauche weiter in die beeindruckende Lebenswelt von Bale ein.

Helfen ist einfach. Man muss es nur tun.

   

Heute dürfen die Kinder aus unserem Mathe-Club, die bei den letzten Test am besten abgeschnitten haben, mit den Lehrern am Tisch ihr besonderes Mittagessen einnehmen. Einen kleinen Teil bezahlen die Lehrer, den Rest die Schule. Und die meiste Motivation – mit den Lehrern am Tisch sitzen und auf Augenhöhe behandelt werden.

Ein paar Worte zur Dorfschule und wie gesagt, es war kein Scherz. Mein Zukunftstraum wäre, daraus ein Projekt im Projekt zu machen, vielleicht träumt ja jemand den gleichen Traum und möchte ebenfalls mit Leidenschaft und Verantwortung daran arbeiten.

Das neue Gebäude ist fertig. Oder so ähnlich. Hier ein Blick hinein, noch kein Fußboden, es gibt keine Bänke und Tische.

Was dringend fehlt ist die Fertigstellung der Toilette. Loch ist gegraben, Wände und Dach muss man aufziehen. Ohne wird es keine Registrierung geben und ohne kann man kein Essen anbieten. Ich hab mir heute die Kinder genauer angeschaut, es gibt das, was ich aus unserer Anfangszeit kenne, Hungerbäuche und vor allem, Knieentzündungen schon bei den Kleinsten, auch ein sicheres Zeichen für Nährstoffmangel. Und damit die Schule nach oben wachsen kann, braucht es mehr Lehrer. Derzeit zahlt Nancy ihnen 40 Euro im Monat. Das ist noch unter dem Mindestlohn.

Auch darum hab ich heute noch 8 Kinder aufgenommen.

Falls jemand unsere Schulpaketaktion aufgreifen mag – offene Schachtel hinstellen, immer wieder Schulsachen hinein, bis sie voll ist, dann schicken. Die Kinder schreiben teilweise mit Bleistiften in der Länge von 5 cm. Ich werde auch selbst nächste Woche einkaufen und etwas abliefern. Das Wichtigste hier wie gesagt die Toilette und dann braucht es einen Boden und Bänke/Tische.

Von hier werden täglich 600 Kinder und mehr als 60 Mitarbeiter versorgt. Mit Frühstück, Mittagessen und die Internatskinder auch ein kleines Abendessen.

 

  

Frau Vonwald befindet sich derzeit in Kenia und berichtet folgendes:

Ich hatte gerade eine sehr spannende Stunde mit diesem Herrn hier. Das ist Ali Rashid, sein Beruf – Programmierer. Und was für einer. Ali erspart uns gerade viel Geld, denn er programmiert alle unsere neuen Tablets. Und wie toll er das macht. Mir flattern die Ohren. Schülern und Lehrer wird das so die Arbeit erleichtern. Wir starten in Kürze damit, alle Lehrer einzuschulen (also „wir“ nicht, – er;-)). In Zukunft werden wahrscheinlich alle Schulbücher digitalisiert, was uns auf lange Sicht Mengen von Geld erspart. Schüler und Lehrer können per tablet auch über den Unterricht hinaus kommunizieren, Examen ablegen, Hausaufgaben bearbeiten. Alle Fächer werden mit Filmen und Fotos hinterlegt, es gibt eine eigene Datenbank ähnlich Google, die man ohne Internetzugang nutzen kann, Wörterbuch ist da noch das geringste aller Sachen.

Und – er installiert am Tor ein Eingangssystem per Fingerprint, so dass Lehrer auf Dauer direkt auf ihr tablet bekommen, ob Schüler anwesend sind oder nicht.

Es ist unglaublich, was dieser junge Mann alles aus dem Hut zaubert.

Es gibt unterschiedliche Zugangscodes für Schüler, Lehrer und Office. Schüler können Verbesserungsvorschläge machen zum Unterricht und geplant ist ein headset für die Lehrer, so dass ihre Stunden als eine Art Podcast mitgeschnitten wird und sich die Schüler die Stunde abends nochmals anhören können.

Derzeit wird das Ganze als Pilotprojekt nur für die Klasse 2 der Secondary gemacht. Weil – Klasse 1 ist mit sich beschäftigt, alles neu, Übertritt von Primary auf Secondary. Klasse 2 ist sozusagen angekommen. Und die Klassen 3 und 4 stecken in den Vorbereitungen für ihre Examen, sind Fächer mäßig nochmals spezialisiert, das braucht noch etwas Zeit. Und bei diesem System muss wirklich auch jeder Schüler ein eigenes tablet haben. Daran werden wir arbeiten, unter anderem wird gerade ein Brief entworfen an chinesische Firmen in Kenya, ob sie uns nicht mit tablet unterstützen wollen, wir erklären, dass wir die papierfreie Highschool anstreben, das müsste ihnen eigentlich gefallen. Und natürlich gern auch weiterhin von Sponsoren aus Europa.

Jens – das würde dir gefallen gerade.

Bin jedenfalls auch als Oma und nicht technischer Mensch sehr begeistert und die Kinder werden mega gerne lernen.

Hier ein paar Fotos vom Biologieunterricht: