Eine Geschichte von Frau Vonwald, als sie in der Schule war:

Ich schreibe aber auch total gern über die vielen, vielen kleinen Erfolge. Heute morgens war einer unserer Uni-Absolventen da, Julius Tunje. Ich hab für den jungen Mann damals privat das Studium übernommen, mein erster fertiger Student sozusagen. Er hat Agrobusiness studiert, also Landwirtschaft und Wirtschaft und möchte jetzt sein Wissen mal einige Monate ehrenamtlich bei uns einbringen. Das passt so gut, wirklich. Freue mich darüber.

Warum wir immer um Buchgeld bitten.
Ohne Worte.

 

Frau Vonwald besuchte, als sie vor Ort in Kenia war, natürlich auch Richard Karani. Hier der Bericht dazu:

Heute Besuch bei meinem alten Freund und Gefährten, bei demjenigen, mit dem ich vor vielen Jahren gemeinsam die ersten Schritte in Kenia gegangen bin, meinem Lehrer und Mentor – Mzee Richard Karani. Ein ganz großer Sohn dieser Gemeinde.
Großes Familienfest mit viel Essen unter dem Mangobaum, alle Söhne, Tochter, Schwiegertöchter, Nachbarn und viele viele Enkelkinder. Ich glaube, da sich auch in Kenia die Verhältnisse ändern, wird man nicht mehr so viele dieser Großfamilien finden. Eine eigene kleine Siedlung, jeder hat sein eigenes Haus, aber es gibt eine gemeinsame Küche, man trifft sich zum Essen, alle Kinder wachsen gemeinsam auf, irgendwer ist immer da für die Kinder, zum Reden, niemand ist wirklich einsam. Aber auch – da die Auffassung gilt, ein Kind gehört der Gemeinschaft – jeder erzieht.

 

Wem eine Patenschaft zu viel Verantwortung ist, wir freuen uns über freie Spenden. Geld, das wir für Bücher, Matratzen, Betten, Moskitonetze, Reparaturen, Wasser, Musikinstrumente für die Schule und vieles mehr verwenden können. Freie Spenden helfen uns unglaublich weiter, weil wir damit ganz schnell Löcher stopfen und Not lindern können.

Eine weitere erfreuliche Geschichte möchte ich heute mit euch teilen:

Dieses Mal geht es um einen Vater, dessen Sohn bei uns in die Schule geht:

Der Vater kommt zu uns und bitte uns um einen Kredit. Nicht für ein Geschäft, sondern er würde gern sein Makutidach, das teuer in der Reparatur sei, gegen ein Blechdach eintauschen. Wir sollen doch bitte mitkommen zu seinem Arbeitgeber. Er arbeitet als festangestellter Fahrer. Der Arbeitgeber bestätigt, ein ganz braver Mitarbeiter und ob man es nicht so machen könne, wir geben den Kredit und der Arbeitgeber verpflichtet sich, uns das monatlich zurück zu zahlen, also gleich vom Gehalt einzubehalten.

Hat wunderbar geklappt, inzwischen alles beglichen.

Letzte Zementarbeiten (vor allem eine Verstärkung der Kanten) an unserer Stiege und dann Streichen der Gitter. Ich hab die Arbeiten ja verfolgen können, das war richtig heftig. Insgesamt 20 Meter Weg und 72 Stufen, alle ganz leicht abschüssig angelegt, denn in der Regenzeit müssen die Wassermassen da nach unten rinnen, der Untergrund ja auch nicht optimal, aber ich finde, wenn es dann seitlich fertig verputzt ist und alles schon in weiß blau gestrichen, da sieht das doch schön aus, oder?

 

Ein kleiner Bericht von Frau Vonwald: Ich habs geschafft. Und jetzt, was ich aus vielen Gesprächen gestern heraus gehört – Thema Musik. Mehr als singen und traditionell tanzen – einigen Kindern würde es gut tun, ein Instrument zu lernen.
Das hier ist Daniel, der mit Jonathan in einer Band spielt. Und der ab nächster Woche zweimal wöchentlich nachmittags (also so wie Taekwondo oder Pfadfinder oder andere Freizeitaktivitäten) Gitarre und/oder Keyboard unterrichten wird.

Und jetzt wollen wir noch ein oder zwei Gitarren kaufen und ein zweites Keyboard, Musikgeschäft gibts hier im Ort.

Zur Vorgesichte unseres jetzt angestellten Schneiders:
Diese Familie haben wir letztes Jahr aus Wohnverhältnissen übersiedelt, ich bin viel gewohnt, aber das war bisher in 14 Jahren das absolut Schlimmste und dafür mussten die auch noch Miete zahlen. Dabei ein sehr bemühter Vater, willig jede Arbeit anzunehmen, eine gehörlose Frau, die Kinder hatten nur ein einziges vollkommen zerrissenes T-Shirt, beim Übersiedeln passte ihr ganzes Hab und Gut in eine Plastiktüte.

Wir haben jetzt heraus gefunden, dass der Vater ursprünglich mal Schneider gelernt hat. Wir werden diesen Vater jetzt bei uns anstellen als Schneider damit er uns diverse Sachen flicken kann. Weine erste Vorzeigearbeit wird sein, sich selbst und einem Mitarbeiter eine Uniform zu nähen und dann täglich immer wieder Sachen ausbessern und wenn er sich eingearbeitet hat, auch immer wieder die Uniformen der Kinder, die plötzlich herein fallen oder wenn eine zweite gebraucht wird. Wir werden ihm 80 Euro monatlich zahlen, so viel hat er noch nie in seinem Leben verdient. Und ich weiß – das wird gut.

 

Nachdem wir alles soweit geregelt hatten und eine Nähmaschine organisiert hatten (anke der Spenderin), kam der Vater überglücklich zu seinem ersten Arbeitstag. Und so berührend, er hat das Baby dabei, weil seine Frau noch unterwegs sei nach Gelegenheitsarbeiten suchen. Wir haben ihm gesagt, was er bei uns verdient, dass seine Frau, wenn sie das wollen würde, zuhause bleiben könne. Großartig, er würde sich sehr freuen, aber er würde ja sein Gehalt erst in zwei Wochen bekommen und bis dahin hätten sie sonst nichts zum Essen. Natürlich gibt es einen Vorschuss. Die Reparaturen der Schuluniformen werden übrigens nicht gratis sein, wir verlangen von den Eltern zumindest ein paar Schillinge dafür, um Verantwortung zu übernehmen.

Wenn Frau Vonwald selbst in Kenia vor Ort ist, werden ganz häufig Familienbesuche gemacht. Hier ein kleiner Einblick darüber :)

7 Stunden waren wir heute nonstop unterwegs, 66 unserer Kinder persönlich „interviewt“. (Wenn ich vor Ort bin, versuche ich so viele Familien aus unserem Projekt wie nur möglich persönlich zu besuchen, ich sitze hier nicht einfach in einem klimatisierten Büro).
Und heute war die Gegend dran, die ich am wenigstens mag – Kilifi Town, also „Innenstadt“. Begonnen haben wir im Viertel „Old Ferry“, wo man ohne internen Guide nichts findet, gefühlt hunderte von schmutzigen, verrotzten Kindern, dann direkt das Zentrum, kein bisschen Grün, Müllberge, Gestank, Hinterhöfe, Ziegen, die man zur Seite schieben muss, Autos, Motorräder, Tuktuks, die keine Rücksicht nehmen. Familien so arm, dass ein nackter Raum und eine Decke am Boden alles sind, was sie haben, dazwischen auch solche, die sich abmühen und so ein ganz kleines bisschen die Nase aus der Armut heben. Viel Nachbarschaftshilfe, Kinder, die gerade pubertieren und den Mund nicht aufbringen und solche, die von ihren Hobbies erzählen in fließendem Englisch. Mütter, die sich freuen und Tee anbieten wollen, höfliche Väter und abwesende, Großmütter, denen man die Überforderung ansieht, oder auch der große Bruder, der als einziger als Vorbild dient und auf die Geschwister aufpasst.

Irgendwie ist die Armut in einer Stadt für mich schwerer zu ertragen als etwas weiter draußen, wenn man wenigstens viel Grün drum herum hat und immer ein kleines Stückchen Garten, wo einsame Tomaten wachsen.

Aber dann keimt doch immer wieder dazwischen die Pflanze Hoffnung, man sieht, was aus so manchem Kleinkind geworden ist, man sieht die Berufswünsche und die Hobbies und ja – einfach immer wieder und jeden Tag gern.

Ein paar Impressionen vom Wegesrand und eine meiner Lieblingsfamilien, der älteste wird in Kürze mit der Schule fertig und möchte Computertechnik studieren.

Anfang Juli gab es die erste Stunde Einführung in das Arbeiten mit Tablets. Klasse 2 Secondary ist unsere Test-Klasse, Ali ist IT-Techniker und hat uns ganz tolle Dinge da hinein gezaubert. Wir läuten also das digitale Zeitalter ein.